KURZMELDUNG
Vollständig gelähmter Patient kann wieder kommunizieren
Mithilfe von im Gehirn implantierten Elektroden hat ein gelähmter ALS-Patient eine einfache Form der Kommunikationsfähigkeit zurückerlangt. Ein Computer entschlüsselt Buchstaben aus seinen Hirnsignalen.
Der heute 37 Jahre alte Mann verlor infolge der unheilbaren Nervenerkrankung ALS (amyotropher Lateralsklerose) seine Sprache. Bei klarem Verstand ist er in seinem wachen Geist gefangen. Patienten wie er im sogenannten «Completely Locked-in»-Stadium haben auch keine Kontrolle mehr über ihre Augenbewegungen, weshalb andere Kommunikationshilfen versagen.
Nun berichtet ein internationales Forschungsteam unter Co-Leitung von Jonas Zimmermann vom «Wyss Center of Bio‐ and Neuroengineering» in Genf, dass der Studienteilnehmer mit einer sogenannten Hirn-Computer-Schnittstelle (kurz BCI) auf Satzebene zu kommunizieren lernte. Invasive BCIs sind kleine, im Gehirn chirurgisch implantierte Geräte, die mit Elektroden Hirnströme aufzeichnen und in Steuersignale umwandeln.
Frage an seinen Sohn
Wie die Forschenden mitteilten, konnte der Patient nach rund hundert Tagen seine Bedürfnisse äussern. Am Tag 251 fragte er beispielsweise seinen Sohn, ob er mit ihm den Disneyfilm Robin Hood schauen wolle.
Um Wörter und Sätze zu bilden, lernt der Computer, den Feuerraten der Neuronen in der Hirnregion des motorisches Kortex ein «Ja» und «Nein» zuzuordnen. Indem ein Programm laut Buchstaben vorliest, konnte der Studienteilnehmer bejahen oder verneinen, ob er den entsprechenden Buchstaben verwenden möchte. So gelang es ihm, im Schnitt ein Zeichen pro Minute zu bilden.