KURZMELDUNG

KI erkennt kürzeste Gefühlsregungen besser als Therapeuten

KI kann Gefühle anhand von Gesichtsausdrücken erkennen. In einer Studie schnitt KI in einigen Teilen sogar besser ab als geschulte Therapeuten.

a therapist talking to a patient

So erkannte die Künstliche Intelligenz (KI) kürzeste Gefühlsregungen im Millisekunden-Bereich, beispielsweise ein kurzes Lächeln oder einen Ausdruck von Ekel. Solche «Micro Expressions» können Therapeutinnen und Therapeuten entgehen, wie die Universität Basel mitteilte.

Insgesamt beurteilte die KI Gesichtsausdrücke in psychotherapeutischen Situationen ähnlich verlässlich wie Menschen, wie der statistische Vergleich in der im Fachblatt «Psychopathology» erschienenen Studie zeigte.

Mit 30'000 Fotos trainiert

Die Forschenden trainierten ein frei verfügbares künstliches neurales Netz mit über 30'000 Gesichtsfotos auf die Erkennung der sechs Basisemotionen Glück, Überraschung, Ärger, Abscheu, Trauer, und Angst. Diese so trainierte KI analysierte im Anschluss Videoaufzeichnungen von 389 Therapiesitzungen von 23 Borderline-Patientinnen und Patienten.

«Es hat uns doch überrascht, dass relativ einfache KI-Systeme so robust Gesichtsausdrücke auf ihre Gefühlsregungen deuten können», so Erstautor Martin Steppan.

Menschen bleiben wichtig

Künftig könnte KI laut Steppan Psychotherapeutinnen und -therapeuten als Werkzeug dienen. Die Auswertung und Interpretation aufgezeichneter Gesichtsausdrücke für Forschungsprojekte oder eine Psychotherapie sind laut der Universität Basel sehr zeitaufwendig. Daher weichen Fachleute oft auf wenig verlässliche indirekte Methoden aus wie etwa die Leitfähigkeitsmessung der Haut. Die KI könnte Abhilfe schaffen und sich damit zu einem wichtigen Hilfsmittel in Therapie und Forschung entwickeln.

Trotzdem bleibe aber das Zwischenmenschliche wichtig, betonte Steppan. Die therapeutische Arbeit sei in erster Linie Beziehungsarbeit und bleibe damit eine menschliche Domäne – zumindest vorläufig.

Text: sda

Fotografie: Keystone

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